top of page

aboutus

flat1 ist ein Kunstraum in Wien der thematische Gruppenausstellungen zeigt. Der Schwerpunkt von flat1 liegt in der Präsentation zeitgenössischer bildender Kunst. Interdisziplinäres in Richtung Musik, Film, Performances bildet ein Zusatzprogramm, das ständig erweitert wird. Ein Hauptanliegen dieses Kunstraumes ist die Förderung des Austauschs zwischen inter/nationalen KünstlerInnen und das Schaffen von Netzwerken abseits des kommerziell ausgerichteten Galerienbetriebs. Das Programm von flat1 wird von einem Team bildender Künstlerinnen gestaltet, die durch ihre kuratorische Tätigkeit das Spektrum ihres künstlerischen Tuns erweitern.

Jahresthema
2023

  thematic

background

​

Arbeitstitel:

Verwerfungen _ Verkrümmungen _ Schrägen _ Linien _ Geraden _ Gitter

 

Im Jahresprogramm von flat1 geht es um die künstlerische Aufarbeitung

von Mechanismen, die sich um die Einordnung, Orientierung und

dem Fixieren von Bezugspunkten in einer immer undurchsichtigeren

gesellschaftlichen Spielordnung mit immer komplexeren Interdependenzen

drehen. Es geht um Raster, um Muster, um Farb- und Gitternetze

als künstlerische Fangnetze in einer Zeit, in der physische,

psychische und philosophische Ankerpunkte selten sind. Kategorisierungen

rufen immer auch in Erinnerung, dass Raume ohne Grenzen schlicht nur unendliche Neutra sind, dass in einer Welt, die aus den Fugen zu geraten scheint, Ordnungspunkte für Stabilität sorgen können und dürfen, solange sie auf gesellschaftlichem Konsens beruhen.

Viele verschiedene, aber zeitgleich ablaufende gesellschaftspolitische

Verwerfungen bedürfen einer Einordnung in das heute vielfaltige

Linienmuster der Realität. Dies kann vielleicht auch durch die

künstlerische Betrachtung der gezogenen Linie, der Krümmungen und

Geraden vollzogen werden – spiegelt sich das kleine Muster ja oft

in den immer größeren Strukturen. Mit dieser kann diese weltpolitische

Unsicherheit und gesellschaftliche Stimmung, die derzeit von

mehreren Krisen vom Klima über Krieg hin zur Pandemie und wieder

zurück oszilliert, wieder kategorisiert werden. Somit beschäftigt

sich das Jahresthema mit künstlerischen Positionen, die dieses Gesellschaftsgefühl aufzeigen, aufzeichnen – oder eben auch konterkarieren.

Diese Verwerfungen und Brüche bringen dann Schräglagen in einer früher bevorzugt geradlinigen Welt oder Chaos in den traditionellen Rasterungen von Politik und Wirtschaft, links/rechts, liberal/zentralistisch, ökonomisch/ökologisch. Das gilt für die fossile Energienutzung genauso wie für fein austarierte globale Lieferketten, für spontanes Mobilitätsverhalten oder Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte lang entwickeltes menschliches Nahe- und Distanzempfinden, das durch ein Virus pulverisiert wird. Denn so wie es sich derzeit darstellt, gelten die alten Erklärungsmuster der Weltordnung ohnehin nicht mehr. Wenn eine Wohlstandsgesellschaft gleich mehrerer ihrer Eckpfeiler entsagen will – oder muss –, sind Risse und Sprunge im Gebälk oder Fundament unvermeidlich.

Richtig genutzt aber enthalten Schräglagen und Chaos nicht nur zerstörerisches, sondern auch kreatives Potential. Kunst kann dies nutzen, das Schlaglicht auf Anomalien und Wiederspruche richten und versuchen, entsprechend der Chaostheorie eine Struktur im Chaos zu finden um den neuen Konstellationen dann Sinn und Richtung abzuringen.

Jahresthema

2022

  thematic

background

 

​

Seit Soziale Medien einen guten Teil der Gesellschaft determinieren, wird darüber diskutiert, nach welchen Mechanismen und Regelkreisen dies abläuft – und welche Teile der Gesellschaft es überhaupt betrifft? Denn bis auf eine diffuse Ahnung über manche Zusammenhänge scheinen sich konkrete Wechselwirkungen, Abhängigkeiten und Bedingungen, wie Wirklichkeit und die Parallelwelt in elektronischen Medien miteinander interagieren noch einer validen Beurteilung zu entziehen.
Sicher scheint nur zu sein, dass die Welten zwischen Facebook, Twitter, Instagram, TikTok & Co Welten der kleinen und großen, und dennoch in gewisser
Weise beschränkten Gefühle sind, die einerseits hin und wieder in Konflikt mit der Welt der Ratio außerhalb des Internets kommen, andererseits auch wenig kongruent gehen mit den Gefühlswelten im wirklichen Leben. Diese Diskrepanzen hat flat1 zum Anlass genommen, sich beim Jahresprogramm 2021/22 ebenfalls dem Thema „Gefühle“ zu widmen. Es gilt dabei der Versuch, vor allem den diesbezüglichen Interpretationsspielraum zwischen Außenwelt und Innenwelt der Sozialen Medien künstlerisch zu vermessen.
In einzelnen Blöcken sollen dabei die großen Bereiche der menschlichen Gefühlswelt abgehandelt werden. Deren Anzahl ist je nach Denkschule der Psychologie durchaus unterschiedlich, ebenso deren Abgrenzung zu Emotionen oder Affekten.
Für die künstlerische Arbeit scheint es praktikabel sich auf fünf Basisgefühle (nach Petra Sütterlin) festzulegen, etwa die „Intention“ des Individuums als Basiswert für alle weiteren Vorgänge, gemeint ist das Gefühl, etwas erreichen zu wollen, das Verlangen, die Neugier, das Streben nach einer Zielerfüllung (gleich welcher Art) als Grundlage menschlichen Tun und Handelns. Dahinter steht auch die Frage nach der Ursache dieses Antriebs, und die zweifellos vorhandenen Polaritäten zwischen übertriebenen Intentionen (Ehrgeiz, Manie & Co) bis hin zum anderen Ende aus Antriebslosigkeit und Depression.
Weitere Veranstaltungen werden sich mit dem Thema „Angst“ befassen, das zweite Grundgefühl des Menschen, dessen Befindlichkeiten über Jahrmillionen durch Naturgewalten bestimmt wurden, ein Erbe, dass sich mit der kurzen Zeitspanne technischer Zivilisation nicht auslöschen lässt und neuerdings durch (berechtigte und unberechtigte) Klimawandelängste wieder zu unerwarteter Aktualität gelangt.
Weitere Themenblöcke im Jahresprogramm werden sich mit dem Gefühlspaar „Agression und Schmerz“ befassen, eine andere grundlegende Triebfeder menschlichen Handelns und ebenfalls großes Thema in den Sozialen Medien. Ähnliches gilt auch für die Themenblöcke „Trauer“, sowie als fünftes Grundgefühl, die „Freude“, dessen künstlerische Aufarbeitung und Einordnung den Abschluss des Jahresprogramms bestreiten soll.
Als künstlerische Anregung lassen sich neben der horizontalen Dualität der Gefühlswelten zwischen Sozial Media und Real Life auch weitere Parameter, eher vertikaler Natur herausdestillieren, denn jedes der Gefühle kann in seiner Qualität variieren, in der Intensität, in seiner Räumlichkeit und Zeitlichkeit.
Insoweit Gefühle unser Handeln bestimmen werden sie durch Parameter des Willens geleitet, oder auch umgekehrt. Als duales Wesen ist der Mensch mit Erkenntnisfähigkeit ausgestattet, zwischen diesen Triebfedern des Handelns unterscheiden zu können. Die Spannungsfelder dabei sind ein weites Feld für künstlerische Inspiration und Kreativität.
Letztlich stellt sich auch die Frage, wie denn Gefühle vermittelt werden? Das
Ziel ist, künstlerische Antworten auf diese Fragen zu geben, denn während es
in der realen Welt um Mimik und Empathie geht, sowie um ein Zusammenspiel aller möglichen physischen Sinne des Menschen, von Riechen, Schmecken bis zu Fühlen und Tasten, bleibt in der Welt der Sozialen Medien die Gefühlsvermittlung auf Optik und Akustik beschränkt. Ein unerschöpfliches Reservoir für Missverständnisse und Kränkungen sowie künstlerische Anregung, die flat1 für die Umsetzung des Jahresprogramms nützen wird.

bottom of page